Random facts über Jaén und Andalusien

Ich bin nun schon fast ein Monat in Andalusien. Ich hab mich in den letzten Wochen ganz gut eingewöhnt, schon ein paar Routinen entwickelt und fühle mich schon ein kleines bisschen wie zuhause. In den letzten Wochen sind mir die eine oder andere Besonderheit in Andalusien beziehungsweise in Jaén aufgefallen, die ich heute mich mit euch teilen möchte.

1. In Jaén wird feinstes „andaluz“ gesprochen. Der Buchstabe „S“ scheint in diesem Dialekt nicht zu existieren, er wird oft einfach weggelassen, meistens am Ende des Wortes, aber auch gerne mal mittendrin. Vom Rest Spaniens wird dieser Dialekt gerne mal ein bisschen belächelt, ich finde ihn eigentlich ganz sympathisch, auch wenn es am Anfang sehr schwer ist etwas zu verstehen. Ein paar Beispiele:

Gracias! = Graciaaa (Danke)

Erasmus = Eramuuu

Adiós! = Adioo (Tschüss)

Mas o menos = ma o meno (Mehr oder weniger)

Entonces = Entoncee (Also, dann)

lo mismo = lo mimo (ebenso, der gleiche)

andaluz = andalu

2. Die Leute scheinen hier ein Vermögen für Kommunionkleider auszugeben. Ich hab einmal beim Vorbeilaufen an einem Schaufenster eines für 840€ gesehen, ein anderes Mal eines für über 1000€. Zum Vergleich, die Kaltmiete unserer Wohnung (4 Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Waschküche, Bad, Toilette) beträgt 500€. Wenn man das und eine Arbeitslosenquote von fast 24% bedenkt, finde ich das einen ziemlichen Wahnsinn so viel für ein Kommunionkleid auszugeben.. Die Jungen tragen bei der Erstkommunion übrigens beispielsweise Matrosenanzüge.

Schaufenster eines Kindermoden-Geschäftes mit Kommunionkleidern und -anzügen
Schaufenster eines Kindermoden-Geschäftes mit Kommunionkleidern und -anzügen

3. Siesta wird hier großgeschrieben. Nachmittags (von ca. 14.30-17:00) sind die Straßen fast menschenleer. Eine der großen Supermarktketten schließt für einige Stunden alle Geschäfte. Andere sind zwar geöffnet, viele Menschen trifft man aber nicht an. Vor kurzem war ich nachmittags im großen Kaufhaus hier in Jaén (El Corte Inglés, vergleichbar mit Galeria Kaufhof, Karstadt etc.), ich kam mir fast vor als sei ich die einzige Kundin im 5-stöckigen Kaufhaus. Am Spätnachmittag kehrt dann langsam das Leben in die Stadt zurück, die Straßen werden voller, und alle Geschäfte öffnen wieder. Noch finde ich das alles ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber wenn der Sommer kommt, ist es wahrscheinlich nicht mal so schlecht, die heißesten Stunden des Tages zuhause zu verbringen. Meine Mitbewohner und ich waschen unsere Wäsche beispielsweise auch immer nur vor oder nach der Siesta-Zeit, da sich schon einmal Nachbaren über den Lärm während der Ruhe-Zeit beschwert haben.

4. Ich liebe die Tapas-Kultur! Zu jedem Getränk (außer Kaffee oder vergleichbares) wird eine Kleinigkeit zu essen serviert. Das kann alles Mögliche sein: ein paar Oliven, kleine Knabbereien, Chips, Nüsse, aber teilweise auch etwas frittierter Fisch, Bocadillos (=belegte Semmeln), frisches Brot mit warmen Fleischscheiben, eine Art Bagel mit Schinken und Knoblauchsauce, Kartoffeln mit Knoblauchsauce, Burger, .. Manchmal kann man aus einer Karte wählen, welche Tapa man zu seinem Getränk dazu möchten, manchmal bekommt man einfach etwas serviert.

Granada (251)

Das Getränk auf den Fotos ist Tinto de Verano - übersetzt
Das Getränk auf den Fotos ist Tinto de Verano – übersetzt „Sommer-Rotwein“ und besteht aus Rotwein mit „Gaseosa“ (Zitronenlimonade)

5. Als ich nach Spanien gereist bin, bin ich davon ausgegangen, immer stilsicher gekleidete Menschen auf den Straßen anzutreffen, da ich von den großen Modeketten Spaniens (Mango und Zara) nichts anderes gewohnt war. Sieht man sich auf den Straßen um, sieht man neben perfekt gekleideten und gestylten Spanierinnen und Spaniern aber auch viele in Leggins, Trainingshosen und Pantoffeln herumlaufen. Im Alltag teilweise also noch entspannt gekleidet, holen die Spanierinnen beim feiern gehn aber alles aus sich raus: kurze Röckchen, High Heels, auffallend geschminkt. Da kommt man sich schon mal leicht underdressed vor 🙂

6. Verkehrsregeln zählen hier nicht immer. An roten Fußgänger-Ampeln bleibt man nur stehen, wenn auch wirklich ein Auto kommt (außer an großen Hauptstraßen). Kommt kein Auto, geht man einfach über die Straße. Bei Zebrastreifen bin ich mir immer noch ein bisschen unsicher, ob die Autos wirklich anhalten. Manche fahren einfach weiter, andere bleiben stehen. Um nicht zusammengefahren zu werden, warte ich also immer, bis das Auto wirklich steht, und erst dann gehe ich über die Straße. Auch Rollerfahrer legen die Straßenverkehrsordnung nicht so streng aus. Wenn die an eine rote Ampel kommen und 20 Autos vor ihnen stehen, wird entweder von rechts oder links überholt, bis sie an erster Stelle stehen.

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